Der Iran

Es war wieder Nacht als ich die Grenze zum Iran erreichte. Mit dem Auto fuhren wir eine lange Schotterpiste entlang und mehrmals war ich mir nicht sicher ob wir tatsächlich noch auf einer Straße sind. Doch wir erreichten die Grenze und ich bedankte mich beim Fahrer. Der Grenzübergang verlief problemlos und die erste Nacht in Piranshar verbrachte ich im Zelt. Es war mein zweiter Besuch im Iran und ich betrachtete ihn mit gemischten Gefühlen. Einerseits war es großartig für mich zurückzukehren und ich konnte es kaum abwarten meine Freunde zu besuchen. Doch auf der anderen Seite erinnerte ich mich an meine erste Reise im Iran und die Umstände wie sie endete.

Im Oktober 2017 startete ich meine Reise mit dem Fahrrad in Barcelona und fuhr über die Südeuropäischen Länder bishin zum Iran. Ich verbrachte eine wunderschöne Zeit dort und lernte in der iranischen Stadt Esfahan Safoura kennen. Wir verliebten uns und ich fuhr mit dem Fahrrad noch in die 300 km entfernte Stadt Shiraz und ließ mein Fahrrad dort um mit Safoura zurück in die Türkei zu reisen.

Ich habe in der Zeit in Istanbul Sehnsucht nach meiner Reise mit dem Fahrrad gehabt und kam auf die Idee das Fahrrad und meine Sachen in Shiraz abzuholen. Ein guter Freund in Shiraz gab darauf acht und nun war es an der Zeit mich zu bedanken.

Ein Weg von über 1200 km stand bevor und ich beeilte mich so schnell es ging um Shiraz zu erreichen, doch zuvor machte ich einen Stop in Esfahan und besuchte Safouras Familie. Ich wurde gewohnt herzlich empfangen und schwelgte in Milliarden Fetzen von Erinnerungen und versuchte herauszufinden ob die damalige Entscheidung richtig oder falsch gewesen ist, doch ein Gefühl beantwortete diese Frage sehr schnell. Safouras Abwesenheit war nicht freiwillig und so wurde es einige Male still. Mehr dazu könnt ihr hier erfahren.

Natürlich verbrachte ich auch Zeit mit Safouras Bruder, zu dem ich ein enges Verhältnis aufgebaut hatte und besuchte mit ihm zusammen den berühmten Naqsch-e-Dschahan-Platz. Der Platz ist der soziale Mittelpunkt der Stadt, an dem Touristen und Einheimische zusammenfinden können. Hier befindet sich der große Basar mit einer unglaublichen Auswahl an Produkten und Dienstleistungen oder auch die Möglichkeit einfach nur einen Tee zu trinken.

Der Naqsch-e-Dschahan-Platz

Ich verabschiedete mich von Safouras Familie und ihr Bruder brachte mich zur Busstation, von der Safoura und ich unsere Reise damals starteten. Nun fuhr ich nach Shiraz zu meinem Freund und konnte endlich mein Fahrrad wieder in Empfang nehmen. Ich ließ es reparieren und in der Zwischenzeit besichtigten wir die Stadt. Beim letzten Besuch waren Feiertage und die Stadt war voller Touristen, was einen Rundgang durch die Stadt, aufgrund der Menschenmassen, erschwerte. Dass holte ich nun nach und mein Freund nahm mich mit zu den berühmten Plätzen in Shiraz. Die Stadt hat so viel zu bieten und eine Auflistung aller Sehenswürdigkeiten würde hier jetzt den Rahmen sprengen. So schreibe ich hier nun vom Herzstück in Shiraz, das Grabmal von Hafez.

Endlich mit dem Fahrrad wieder vereint
Das Grabmal von Hafez

Hafez ist ein persischer Dichter aus dem 14. Jahrhundert. Wer den Iran und seine Menschen verstehen möchte der sollte sich einige Verse durchlesen. Sein Dichtungen werden zu jedem hohen Anlass verlesen und er wird im ganzen Land verehrt. Eine besondere Brücke zwischen Hafez und Deutschland schlug Goethe, der von dem persischen Dichter in den höchsten Tönen sprach.

Ich machte viele neue Bekanntschaften und schließlich verließ ich Shiraz mit dem Fahrrad, auf dem Weg zu der Stadt Yazd. Ich begegnete wieder viele Menschen, die mich netterweise einluden um mich besser kennenzulernen. Die Iraner sind das beste Beispiel wie ein interkultureller Austausch auszusehen hat. Ich durchquerte die iranische Wüste und passierte eine atemberaubende Fels – Wüstenlandschaft.

Irans wunderschöne Natur

Ich besuchte die Stadt Yazd und war fasziniert von der Architektur und den romantischen Gassen der Altstadt, die komplett aus Lehm errichtet wurde. Auch hier begegnete ich vielen Menschen die ich in Freundschaft verließ. Jeder Abschied bei mir ist mit einem Wiedersehen verbunden, so bin ich nie traurig wenn ich gehe sondern freue mich auf die Rückkehr.

Die große Moschee in Yazd

Weiter ging es durch die iranische Wüste bis zum kaspischen Meer. Dort angelangt fuhr ich wieder in den Westen auf den Weg nach Armenien und wenige Tage später war es soweit. Ein Monat im Iran war rum und ich überquerte die Grenze nach Armenien, wohl wissend dass ich zurück kommen werde.

Das Video zu dieser Tour könnt ihr euch hier ansehen.