Ich nahm den Grenzübergang zu Sadakhlo in Georgien, ausnahmsweise Mal bei Tageslicht. Ich fand am ersten Abend leider keine Unterkunft, wurde dann aber freundlicherweise von dem Inhaber eines Restaurants dazu eingeladen in seinen Räumlichkeiten zu übernachten. Die typische Gastfreundschaft Kaukasiens setzte sich nun hier in Georgien fort und ich fühlte mich jederzeit willkommen.

Die Grenze in Georgien
Georgien besuchte ich das erste Mal im September 2018. damals war ich mit Safoura auf dem Weg nach Indien. Wir fuhren per Anhalter und hatten eine wunderschöne Zeit in Georgien ( Den Bericht dazu könnt ihr hier lesen). Wie auch schon im Iran, kamen viele Erinnerungen an eine schöne Zeit zurück und mit jedem Kilometer Richtung Tblisi, stellte ich mich der Erinnerung.
Meine Zeit in Georgien war für 10 Tage geplant. Die meiste Zeit würde ich für die Überquerung des Kaukasuspasses benötigen, so blieb mir in Tblisi nicht so viel Verschnaufzeit. Es war schön wieder hier zu sein und voller Begeisterung stürzte ich mich auf die georgische Leibspeise, Khinkali.

Khinkali, die Speise der Georgier.
Über Dusheti folgte ich dem Weg nach Kazbegi in den Norden. Zunächst schien ich gutes Wetter zu haben und kam an wunderschönen Orten vorbei wie z.B die Burg in Ananuri. Ein Kloster dass später zu einer Burg umgebaut wurde, am Fluss Aragvi. Eine Landschaft wie aus einem Bilderbuch. Ich erkundete die antike Burg aus dem 13. Jahrhundert und fuhr weiter.

Das Klosterschloss, Ananuri.
Bald erreichte ich auch die Stadt Gudauri, die sich allerdings als Touristenhölle entpuppte. Inzwischen hatte sich auch die Wetterlage geändert. Was zunächst als Regen begann, entwickelte sich zu starkem Schneefall. Die Straße wurde enger und als wäre das nicht genug, kam noch dichter Nebel hinzu. Die Straße wurde viel befahren und so musste ich immer wieder den LKWs ausweichen und in den Graben springen. Es sollte auf 2500 Meter bergauf gehen und bei -14° fror nicht nur mein Bart, sondern auch mein Fahrrad ein. In der Nacht suchte ich Schutz bei den Einwohnern und wurde immer wieder freundlich aufgenommen. So erreichte ich den höchsten Punkt vor der Stadt Stepandsminda und hatte eine fantastische Aussicht. Der Nebel verzog sich und die Sonne kam raus. So fühlt es sich an neugeboren zu werden. Nach mehreren harten Tagen, gab mir die Sonne die nötige Motivation und Kraft weiter zu fahren und ich kam an. Stepandsminda ist die letzte große Stadt vor der russischen Grenze und tatsächlich kam ich einen Tag zu früh an, weshalb es sich anbot sich auszuruhen.

Mein eingefrorenes Fahrrad

Oben angelangt
Ich startete also zwei Tage später zur russischen Grenze und machte einen fatalen Fehler. Es ging nun bergab und ich durchquerte einen Tunnel. Anders als die vorherigen Tunnel, war dieser komplett finster. Ich sah nichts und konnte noch nicht einmal meine Geschwindigkeit einschätzen. Bei dem Versuch meine Richtung zu ändern, knallte ich mit voller Wucht gegen die Seitenwand und fiel vom Fahrrad. Ich weiß nicht ob ich mich überschlug und oder mit dem Körper irgendwo angestoßen habe. Ich wusste nur dass ich schleunigst aus dem dunklen Tunnel verschwinden muss bevor der nächste LKW kam und sammelte meine verlorenen Sachen ein und lief so schnell ich konnte. Ich sah quasi das Licht am Ende des Tunnels und lief drauf zu, glücklicherweise kam kein LKW und ich konnte entkommen.

Der angeschwollene Finger
Draußen sah ich mir dann alles an und musste feststellen dass ich nun einen platten Reifen und mein Mittelfinger angeknackst war, wahrscheinlich ein Kapselriss. Ich musste weiter und pumpte mein Fahrrad noch so weit auf dass ich es noch bis zur russischen Grenze schaffte. Russland, war nun in greifbarer Nähe.
Das Video zu dieser Tour könnt ihr euch hier ansehen.
