Russland – Volgograd, Moskau und Sankt Petersburg

Die Millionenstadt Volgograd ist einer meiner sehnlichsten Ziele gewesen. Zur traurigen Berühmtheit wurde die Stadt unter dem Namen Stalingrad. Im zweiten Weltkrieg griff Nazideutschland die Sowjetunion an. Auf dem Weg die Kontrolle über das kaspische Meer zu erlangen, attackierte die deutsche Armee Stalingrad. Der symbolträchtige Name spielte bei den Eroberungsplänen wohl auch eine Rolle.

Der Bahnhof von Volgograd

Schnell wurde die deutsche Armee von den sowjetischen Truppen eingekesselt. Aufgrund der Kälte und der Lebensmittelknappheit begann für die Deutschen ein Überlebenskampf. In der Hoffnung eine weitere Offensive würde die Rettung bringen, kämpfte die deutsche Armee über ein halbes Jahr und kapitulierte schließlich. In der Schlacht um Stalingrad wurde beinahe die gesamte Stadt zerstört und über 700.000 Menschen kamen ums leben.

Bis auf geschichtsinteressierte Deutsche ist das heutige Volgograd ( seit 1961) für Auslandstouristen kaum interessant. Umso mehr bemüht sich die große Stadt, am Fluss Volga gelegen, aus der geschichtlichen Schale auszubrechen, auf der Suche nach einer neuen Identität.

Im Winter sind die Möglichkeiten allerdings begrenzt nichtsdestotrotz lasse ich mir einen Spaziergang an der Volga nicht nehmen und bewundere die schöne Uferpromenade.
Doch auch ich füge mich dem Strom der Touristen, denn auch mich zog vor allem die Erinnerung an der Schlacht um Stalingrad hierher. So fahre ich mit der entzückenden Straßenbahn zum Mamajew Hügel, jener Hügel welcher während der Schlacht stetig umkämpft war. Zu meiner linken sehe ich das große WM Fußballstadion die Weltmeisterschaft rückte Volgograd in das Rampenlicht der Welt. Schon von weitem sehe ich die große Statue auf dem Gipfel des Hügels, „Mutter Heimat ruft!“ wird sie genannt.

Mutter Heimat ruf

Ich steige die Treppen zum Denkmal empor und eine schöne traurige Oper in russischer Sprache wird gespielt. Ich ziehe vorbei an den verschiedenen Reliefs und Statuen die die Schlacht abbilden und laufe langsam zur Halle des militärischen Ruhmes. Eine vergoldete Halle an deren Wänden die Namen der gefallenen sowjetischen Soldaten stehen. Ein Feuer brennt in der Mitte zur Erinnerung an die Schlacht. Das Feuer wird von zwei Soldaten bewacht und ich komme gerade rechtzeitig zur Wachablösung.
Volgograd ist ein sehr interessanter aber mit zwei Tagen definitiv zu kurzer Besuch gewesen.

Halle des militärischen Ruhmes

Mein kurzes Visum in Russland lässt mir leider keine andere Wahl und ich nehme den Zug nach Moskau. Auch der historische Bahnhof in Volgograd ist umkämpft gewesen und wurde 2013 auch Opfer eines Terroranschlag islamischer Fanatiker. Dementsprechend sind die Sicherheitsvorkehrungen hoch. Prächtige Malereien an der Decke lassen mich die Wartezeit auf den Zug vergessen und schon sitze ich im Schlafwagen nach Moskau.

Die über zwanzig stündige Fahrt vergeht recht schnell, trotzdem war ich von der Zugfahrt in Indien, mit 27 Stunden, mehr begeistert. Nun war ich endlich hier, in Moskau. Eine Stadt von der ich niemals gerechnet hätte sie zu sehen. Ich verbrachte eine schöne Zeit in der Stadt und traf mich mit einem Freund den ich ein Jahr zuvor in der Türkei kennengelernt hatte.
Er zeigte mir selbstverständlich den roten Platz und plötzlich stand ich vor der Basilius Kathedrale, dem Wahrzeichen Moskaus oder wahrscheinlich Russlands. Zur Weihnachtszeit war alles festlich beleuchtet. Mein Freund war geschichtlich gut bewandert und so erklärte er mir einiges.

Basilius Kathedrale
Der rote Platz
Weihnachtsmarkt

Wir gingen weiter zum Namensgeber der Stadt, zum Fluss Moskwa. Wir folgten dem Fluss bis wir den Gorkipark erreichten und gingen dort spazieren.

Ich blieb noch zwei Tage in einem Außenbezirk von Moskau und fuhr dann mit dem Fahrrad weiter nach Sankt Petersburg. Ich konnte mich zwischen dem Europaradweg 1 oder dem direkten Weg an der Schnellstraße entlang entscheiden. Der Europaradweg war ungefähr 500 Kilometer länger und so beschloss ich die Schnellstraße zu nehmen.
Über Tver fuhr ich nach Nowgorod und besuchte einer der ältesten Städte Russlands. Unterwegs hatte ich immer wieder mit Schnee zu kämpfen, kam aber gut zurecht zumal es auch nicht so kalt war.

Ich erreichte nun endlich Sankt Petersburg und war beeindruckt. Selten habe ich eine so prachtvolle Stadt gewesen in der ich mich wohl gefühlt habe. Wunderschöne Gebäude und eindrucksvolle Straßenzüge.
Ich traf mich hier mit Alexander, auch ihn hatte ich in der Türkei getroffen und nun lud er mich in Sankt Petersburg dazu ein seine Stadt zu besichtigen. Knapp drei Tage blieben mir dafür und ich muss von vorne rein sagen, es ist zu wenig.
Die Stadt ist voller historischer Schauplätze und eine schier unendlicher Zahl an Sehenswürdigkeiten. Alexander nahm mich mit zur Blutskirche und ich kann behaupten ich habe noch nie ein schöneres Gotteshaus gesehen. Das Gebäude versetzte mich in Erstaunen und meine Erwartungen wurden Innen weit übertroffen. Was ich am Anfang noch für erstaunliche Malereien gehalten habe, entpuppte sich als ein Meisterwerk aus Mosaiken. Die Meter hohen Wände waren überzogen von Mosaiken und erstreckten sich auch über die Decke. Ich drehte mich mehrmals im Kreis und war erstaunt über dieses Kunstwerk. Ja, gesamte Kirche war ein einzigartiges Kunstwerk und ich stand mittendrin.

Die Blutskirche
Die Mosaike

Wir gingen in einem über 100 Jahre altem Café einen Kaffee trinken und sodann nahm er mich mit zum Erimitage, dem Winterpalast. Es war der Sitz von Zar Peter dem Großen und ich wusste nicht was mich erwarten würde.
Es war wahrlich der Palast eines Königs, würdig um das gesamte russische Reich zu beherrschen. Kunstschätze aus aller Welt waren hier zu bewundern. Aus dem altem Ägypten, sowie dem persischen Reich, Gemälde von Rembrandt und viele weitere Schätze.

Der Thronsaal von Zar Peter dem Großen
Der Winterpalast

Es dauert mehr als einen Tag den gesamten Palast zu erkunden und auch alle Ausstellungsstücke zu genießen.
Ich verbrachte eine unglaubliche Zeit mit Alexander und wir verabschiedeten uns mit dem Versprechen uns wieder zu sehen.

Er brachte mich am nächsten Tag noch außerhalb von Sankt Petersburg und mit dem Fahrrad fuhr ich nun nach Finnland. Das letzte Stück meiner Reise bevor ich meinen Traum erreichte.

Das Video zu dieser Tour könnt ihr euch hier ansehen.